Bildungsreise nach Berlin
Zwischen dem 14. und dem 17. September nahmen, nach einer Einladung des Münchner Bundestagsabgeordneten Jerzy Montag, ca. 50 Menschen aus Bayern an einer politischen Bildungsfahrt nach Berlin teil. Davon waren knapp die Hälfte der Teilnehmer*innen Mitglieder der GRÜNEN JUGEND.
Der Mittwoch bestand größtenteils aus der knapp siebenstündigen Zugfahrt, bei der sich die Teilnehmenden kennen lernen konnten und über Erwartungen an die Bildungsfahrt sprachen. Der erste Programmpunkt am Donnerstag war ein Informationsgespräch im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Wir diskutierten mit einem Mitarbeiter unter anderem über den neuen Bundesfreiwilligendienst, die Extremismusklausel sowie die Diskriminierungen von Homo-, Bi- und Trans*sexuellen im Steuer- und Adoptionsrecht. Sehr anspruchsvoll an dem Beruf des Mitarbeiters ist es vermutlich, je nach Regierungsbeteiligung immer andere Ansichten vertreten zu müssen.
Anschließend lernten wir in einer dreistündigen Stadtrundfahrt wichtige politische Punkte in Berlin kennen. Unter anderem besichtigten wir die East Side Gallery, das Denkmal für die ermordeten Jüdinnen und Juden Europas sowie das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen.
Nach dem Mittagessen besuchten wir den Bundestag und hörten in einem Vortrag einiges über die Arbeit im Parlament und die Architektur des Gebäudes. Die Diskussion mit Jerzy musste leider aufgrund von wichtigen Terminen in seinem Wahlkreis ausfallen. Stattdessen berichteten uns die Mitarbeiter Sebastian (Büro München) und Michael (Büro Berlin), mit welchen Themen sich Jerzy hauptsächlich befasst und wo seine Arbeitsschwerpunkte liegen. Es folgten zwei kurze, aber sehr aufschlussreiche Vorträge über den demografischen Wandel (Sebastian) sowie die Themen „Demokratie“ und „Bürger*innenbeteiligung“ (Michael).
Nach der Besichtigung der Reichstagskuppel mussten wir feststellen, dass wir zwar antifaschistische, antisexistische oder andere politische Aufkleber und Buttons am Eingang abgeben mussten, das Tragen der Gelben Schleife (symbolisiert die Solidarität mit Bundeswehrsoldat*innen im Auslandseinsatz, ist also – unserer Meinung nach – ebenfalls ein politisches Symbol) aber anscheinend erlaubt war. Die Gruppe alter Männer gehörte anscheinend dem Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V. (vgl. httpss://www.reservistenverband.de/php/evewa2.php).
Der nächste Tag begann mit einem Informationsgespräch im Bundesministerium der Finanzen, was natürlich aufgrund der tagespolitischen Ereignisse besonders spannend war. Ein Teilnehmer musste allerdings während der Führung durch das Ministerium ermahnt werden, doch bitte nicht das Wasser von Bundesminister Schäuble zu trinken. Für dieses aufmüpfige, freche und rücksichtslose Fehlverhalten möchten wir uns an dieser Stelle persönlich ihm entschuldigen!
Ein weiteres Gespräch informierte uns über die Einnahmen und Ausgaben im Bundeshaushalt und die Staatsverschuldung. Auch für Rückfragen stand uns der studierte Volkswirt zur Verfügung. Auf wachstumskritische Fragen oder Kritikpunkte an der Verwendung des BIP fand er allerdings keine befriedigenden Antworten. Danach besuchten wir die Freiluft-Ausstellung „Topographie des Terrors“, die 500.000 Besucher*innen jährlich über die Zeit des Nationalsozialismus informiert. Das Programm war an dem Tag leider etwas zu voll – denn direkt nach dem Mittagessen ging es in das ehemalige Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen. Zwei Zeitzeugen, die selbst in Hohenschönhausen inhaftiert waren, berichteten eindrucksvoll während einer Führung von unmenschlichen – sowie physischer als auch psychischer – Bedingungen in der Haftanstalt. Doch das war nicht der letzte Programmpunkt für Freitag – anschließend besichtigten wir noch einen ehemaligen Atomschutzbunker, der während des Kalten Krieges gebaut worden war und Platz für 3.600 Personen umfasst. Eine etwas skurrile Situation, da die Leiterin anscheinend von einer akuten Bedrohung einer Kernwaffenexplosion in Berlin ausging. Der Atomschutzbunker ist heute Teil der Ausstellung „The Story of Berlin“, die wir zum Abschluss ebenfalls noch besichtigten. Aufgrund der Tatsache, dass es für die meisten schon der letzte Abend war, konnte trotz des langen Tages noch lange gefeiert werden. Geschlafen konnte schließlich auch am nächsten Tag während der Zugfahrt zurück noch München werden…
Wir möchten uns nochmals bei Sebastian Weisenburger, Jerzy Montag und dem Bundespresseamt für die Einladung, Organisation und Gestaltung der abwechslungsreichen, interessanten Tage bedanken!
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