Arbeitsprogramm 2020 – Progressive Veränderung für München!
– Beschlossen von der Mitgliederversammlung am 16. November 2019 –
Einführung
2019 war bisher ein ereignisreiches Jahr: Dass vor allem junge Menschen konsequenten Klimaschutz und ein geeintes Europa fordern, hat sich sowohl in länderübergreifenden Großdemonstrationen als auch am Ende unseres fulminanten Europawahlkampfs in Form des Grünen Wahlergebnisses und unserem Mitgliederzuwachs gezeigt.
Bei den Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen konnten wir mit einer starken Wahlkampfaktion die GRÜNE JUGEND vor Ort unterstützen, aber sowohl die Ergebnisse als auch rechtsextreme Gewalttaten zeigen, dass rechter Terror immer stärker wird. Außerdem müssen wir erleben, wie die Bundesregierung ein unwirksames Klimapaket plant, doch für uns bedeutet dies nicht, dass wir uns entmutigen lassen, sondern dass wir uns umso besser für unsere Anliegen einsetzen werden.
Das vergangene Jahr hat auch gezeigt, dass die GRÜNE JUGEND München ein entscheidender Akteur in der politischen Landschaft Münchens ist: Wir haben wichtige Debatten mitgeführt, uns vernetzt und Aufmerksamkeit auf entscheidende Problemlagen gelenkt. Konsequent kämpfen wir für Feminismus, Umweltschutz, Gerechtigkeit und gegen rechte Hetze. Wir bieten junggrünen Menschen einen Ort, sich zu vernetzen, sich auszuprobieren und weiterzuentwickeln.
2020 steht nun der Kommunalwahlkampf an. Wir haben Votenträger*innen gewählt und konnten diese erfolgreich auf der Stadtratsliste platzieren. Im Wahlkampf wollen wir viele junge Menschen politisieren und uns für ein progressives München einsetzen. Wir wollen den öffentlichen Raum zurückerobern und ihn mit Grünflächen, Begegnungsmöglichkeiten und Platz für Radfahrende und Fußgänger*innen füllen. Wir kämpfen für einen kostenfreien ÖPNV und bezahlbaren Wohnraum – dafür füllen wir die landesweite Wahlkampfkampagne mit Leben.
Wir haben viel vor – lasst es uns angehen!
Bildungsarbeit
Bildungsarbeit ist und bleibt das Fundament unserer politischen Arbeit. Als Verband wollen wir ein Lernort sein, der die gesellschaftlichen Verhältnisse kritisch hinterfragt. In den letzten Jahren erlebten wir krasse Einschnitte in demokratische Grundrechte, die mit einer gewaltigen politischen Verschiebung nach rechts einhergehen. Gerade jetzt ist diese Bildungsarbeit wichtiger denn je. Diese wollen wir im kommenden Jahr aber auch interaktiver gestalten und neue Formate ausprobieren, wie beispielsweise Lesekreise oder Stadtrundgänge.
Um für anstehende politische Debatten und Kämpfe gewappnet zu sein, haben wir uns für das kommende Jahr drei thematische Schwerpunkte in Anlehnung an Bundes- und Landesverband gesetzt.
Beginnen wollen wir bis zum Frühjahr mit Kommunalem und der Wahl im März. Wie wollen wir München gestalten und verändern? Wie sieht eine solidarische Stadt aus, in der jede*r leben kann, egal welcher Herkunft oder wie groß der Geldbeutel ist? Eins steht für uns fest: München muss eine Stadt sein, die Teilhabe für alle ermöglicht.
Außerdem wollen wir uns mit grundlegenden Themen unseres Verbands beschäftigen, zum Beispiel mit der Vision eines zukünftigen Wirtschaftssystems.
Wie wichtig eine klare antifaschistische Haltung ist, haben wir in den vergangenen Monaten nach rechtsterroristischen Anschlägen gesehen. Jede Wahl zeigt, wie der Zuspruch, den faschistische Kräfte erfahren, wächst. Deshalb müssen wir uns einerseits mit der gesellschaftlichen Notwendigkeit von Antifaschismus auseinandersetzen, als auch Strategien entwickeln, wie wir unsere Anstrengungen in die Gesellschaft tragen und multiplizieren können. Der Höhepunkt unserer Diskussionen soll unsere Herbstwerkstatt sein: während diesem Bildungswochenende soll der Themenkomplex Antifaschismus als Schwerpunkt behandelt werden.
Anschließend wollen wir im Hinblick auf den Bundeskongress den Fokus auf Arbeitskämpfe lenken. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, doch akzeptieren wollen wir das nicht. Wir wollen herausfinden, wie Arbeit gesellschaftlich organisiert werden kann, ohne auf dem Prinzip der Ausbeutung zu basieren. Welche Rolle kann ein starker Sozialstaat dabei spielen und welche Perspektiven bietet antikapitalistische Politik für den gesellschaftlichen Bezug zur Arbeit? Wir entwickeln Utopien zur Zukunft der Arbeit, beziehen dabei die Perspektiven der Digitalisierung mit ein und diskutieren die Frage, wie sich Arbeit entwickeln soll.
In unserer Bildungsarbeit wollen wir Workshops zu den Grundlagen der Positionen der Grünen Jugend beibehalten, als neues Element wollen wir tagesaktuelle Debatten in unsere Bildungsarbeit aufnehmen, um gemeinsam gegenwärtige Entwicklungen diskutieren zu können.
Öffentlichkeitsarbeit
Durch Facebook, Instagram und Twitter haben wir uns eine hohe Reichweite für unsere Kämpfe aufgebaut. Daran wollen wir anknüpfen, um unseren Social Media Auftritt weiterzuentwickeln. Wir wollen die Potenziale der einzelnen Kanäle erkennen, um sie gezielter für uns nutzen zu können. Zu den drei Themenschwerpunkten wollen wir jeweils kleine Kampagnen entwickeln und in die Tat umsetzen.
Neben der Umsetzung der Kommunalwahl-Kampagne gehört auch die Sichtbarkeit unserer Bildungsarbeit, tagesaktueller Themen ebenso wie Auftritte beim CSD oder dem Corso Leopold zu unseren Social Media Zielen.
Wir wollen außerdem herausfinden, wie die Presse und traditionelle Medien für uns relevant sein können und unsere Webseite neu gestalten.
Wahlen
Wahlkampf bedeutet für uns mehr, als “nur” auf Stimmenfang zu gehen: Wahlkampf ist die Zeit, in der Menschen politisiert und aktiviert werden, in der wir für uns und unsere Anliegen besondere öffentliche Aufmerksamkeit erlangen können und in der wir als Verband enorm wachsen und uns weiterentwickeln können. Vor allem der Kommunalwahlkampf bietet für uns als Ortsgruppe die Chance, direkt vor unserer Haustür Veränderungen anzustoßen.
Diesem Anspruch wollen wir auch im Jahr 2020 gerecht werden. Wir wollen die Kommunalwahl-Kampagne des Landesverbandes auf die Straße bringen, mit jungen Menschen den Wahlkampf gestalten und möglichst viele Leute für unsere Vision Münchens begeistern.
Doch nach der Wahl ist noch lange nicht Schluss: wir wollen eine Beteiligung an möglichen Koalitionsverhandlungen sicherstellen, um junggrüne Ideen im Stadtrat einzubringen und zu vertreten.
Verbandsarbeit
In den letzten Jahren, und insbesondere auch im letzten Jahr haben wir als Ortsverband viel Interesse und Zulauf erfahren und unsere Mitgliederzahl ist stark gestiegen. Wir schaffen es insgesamt mehr Menschen zu erreichen und für junggrüne Inhalte zu begeistern – im nächsten Jahr wollen wir noch mehr der so erzeugten Potentiale nutzen. Deshalb haben wir eine Umstrukturierung der Ortsgruppe beschlossen, die im nächsten Jahr mit Leben gefüllt und weiterentwickelt werden soll.
Netzwerke knüpfen, Bündnisse schmieden:
Als Teil eines großen Verbandes, der über die Grenzen von München hinaus geht, möchten wir auch die Möglichkeiten der Vernetzung und des Erfahrungsaustausches innerhalb der GRÜNEN JUGEND weiterhin stärken und nutzen. Sowohl zwischen den Ortsgruppen in (Ober-)Bayern und Deutschland als auch mit dem Landes- und Bundesvorstand der GRÜNEN JUGEND – wollen wir weiterhin eng zusammenarbeiten und Synergien nutzen.
Auch unsere Netzwerke über die GRÜNE JUGEND hinaus wollen wir weiterhin nutzen und verstärken. Die letzten Jahre haben gezeigt, wie wirkmächtig die Organisation von (jungen) Menschen in Bündnissen sein kann: die großen Proteste gegen das PAG in München haben erfolgreich den öffentlichen Diskurs beeinflusst und auch die weltweite Klimabewegung ist längst in München angekommen. Die schon vorhandenen Bündnisse, wie die #noPAGjugend oder die Kontakte zu den Münchner Strukturen von Ende Gelände wollen wir erhalten und weiter ausbauen. Die unaufhaltbare #fridaysforfuture-Bewegung wollen wir unterstützen und stärken, wo wir können. Darüber hinaus wollen wir ganz grundsätzlich an einer starken Vernetzung der Münchner Schüler*innen mitwirken. Das politische Potential der Schüler*innenschaft hat sich sowohl bei den Streiks der #noPAGjugend als auch von #fridaysforfuture deutlich gezeigt. Hier möchten wir ansetzen und langfristig wirksame Vernetzung ermöglichen und ggf. institutionalisieren.
Der Aspekt von feministischer Vernetzung soll im nächsten Jahr erneut unter die Lupe genommen werden. Einige feministische Bündnisse und Aktionsgruppen (bspw. slut walk, Dykes*-March oder das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung) sind in Ortsgruppen in München aktiv. Mit dem Bündnis “Weg mit §218” konnten wir am International Safe Abortion Day eine Kundgebung durchführen und streben an, diese Zusammenarbeit fortzuführen. Darüber hinaus wollen wir für weitere Aktionen prüfen, inwieweit eine engere Zusammenarbeit sinnvoll ist und zustande kommen kann. Auf wichtige Termine wie beispielsweise den Frauenkampftag und den IDAHOBIT wollen wir mit Aktionen aufmerksam machen.
Eine weitere wichtige Bündnispartnerin für uns als GRÜNE JUGEND München sind die in München angesiedelten Parteistrukturen von Bündnis 90/Die Grünen. Sowohl unsere Kontakte mit dem Stadtverband und der Münchner Stadtratsfraktion, aber auch zu den Münchner Landtagsabgeordneten wollen wir weiterhin aktiv nutzen und bestärken.
Beteiligung möglich machen:
Der ständig wachsende Verband stellt uns auch vor Herausforderungen. Insbesondere wenn es um die Partizipationsmöglichkeiten aller Mitglieder geht, haben wir uns in einem umfangreichen Strukturprozess neue Wege überlegt, um dies auch bei der wachsenden Größe möglich zu machen. Hier setzen wir auf klar kommunizierte Erwartungen und Aufgabenprofile, die allen Mitgliedern – je nach Erfahrungsstand und vorhandener Zeitkapazität – unterschiedliche Optionen bieten im Verband Verantwortung zu übernehmen, zu lernen und zu wachsen.
Das vierköpfige Bildungsteam wird zuständig für die Planung und Organisation von strukturierter, grundlegender und politisch wegweisender Bildungsarbeit sein, die sich an diesem Arbeitsprogramm orientiert. Es kann für die konkrete Ausgestaltung der einzelnen Veranstaltungen kurzfristige Prep-Teams einsetzen.
Wir schaffen inhaltliche Arbeitskreise, die sich der Organisation von themenspezifischen Bildungsveranstaltungen und Diskussionsformaten widmen, die Planung von Aktionen übernehmen und darüber hinaus inhaltlichen Austausch und Wissenserweiterung ermöglichen.
Um die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Teams zu fördern und zu unterstützen, etablieren wir zur Abstimmung aufeinander das Koordi-Forum, denn so können wir gemeinsam politische Schlagkraft entwickeln!
Im Hinblick auf die Diversität der Mitglieder der GRÜNEN JUGEND München soll aktiv daran gearbeitet werden, eine möglichst gut durchmischte Verbandsstruktur zu schaffen. Zu diesem Zweck wählen wir ein Diversity-Team, dessen Ziel die Erarbeitung einer langfristigen Strategie zur besseren Ansprache und Einbindung von Menschen mit Migrationshintergrund, jeglichem Bildungshintergrund, sowie von Inter- und Transpersonen ist. Diese Strategie soll im Anschluss umgesetzt und bei Bedarf angepasst werden.
Den Verband finanziell absichern:
Auch wenn wir größer werden und wachsen, bleibt unsere finanzielle Ausstattung erst einmal gleich. Diesen Missstand wollen wir korrigieren und uns für eine weitere Erhöhung der Förderung durch den Stadtverband von Bündnis 90/ Die Grünen einsetzen. Zusätzlich wollen wir unser Fördermitgliedschaftsprogramm ausbauen, um mehr regelmäßige, parteiunabhängige Einnahmen zu sichern. Für einzelne Veranstaltungen bemühen wir uns um Spenden und wir wollen ein Schema erarbeiten, nach dem finanzielle Rücklagen für Wahlkämpfe gebildet werden.
In Einklang mit dem Haushalt streben wir an, ab Juni 2020 eine 450€-Kraft zu beschäftigen.
Verbandsentwicklung um München:
Über Münchens Stadtregion hinaus liegt uns die Entwicklung der Regionen Erding, Dachau und München Land am Herzen. Als Ortsgruppe alleine sind wir leider nicht in der Lage hier die nötigen Strukturen aufzubauen, um junge Menschen vor Ort zu organisieren und perspektivisch eigenständige Gruppierungen aufzubauen. Hier wollen wir die Zusammenarbeit mit dem Bezirksverband Oberbayern und dem Landesverband Bayern suchen um die Regionen gemeinsam zu stärken.
Wir unterstützen die Gründung des vom Landesverband initiierten junggrünen Netz in München Land und ermöglichen somit, dass sich Menschen vor Ort treffen und austauschen können. Wir wollen uns aktiv an den KV-Vernetzungstreffen beteiligen.
Frauenförderung
Insbesondere in einem stetig größer werdenden Verband wollen wir die Frauenförderung in unserer Ortsgruppe erweitern und verstetigen. Frauen leiden sowohl gesamtgesellschaftlich und insbesondere auch in der Politik unter patriarchalen Strukturen, Unterrepräsentation, Benachteiligung und vielen unsichtbaren Unterdrückungsmustern. Frauenförderung bedeutet für uns, dass wir über geschlechtergerechte Sprache und die Mindestquotierung hinaus junge Frauen für Politik und Verantwortungspositionen begeistern und befähigen wollen. Dazu ermöglichen und bestärken wir das Knüpfen von Frauen-Netzwerken und organisieren sowohl methodische, als auch inhaltliche Bildungsangebote für Frauen.
Im nächsten Jahr wollen wir uns noch intensiver mit einer strategischen Gesamtausrichtung der Frauenförderung in der GRÜNEN JUGEND München auseinandersetzen. Hierzu wollen wir über die eigenen Erfahrungen hinaus die Ergebnisse der bundesweiten Analyse von Frauenförderungen und der Beschäftigung mit Gendermethoden einfließen lassen. Fest verankert werden soll die Zuständigkeit für Frauenförderung bei einem zu benennenden Vorstandsmitglied.
Die Angebote zur Vernetzung unter Frauen sollen im nächsten Jahr weiterentwickelt und regelmäßig (mindestens monatlich) organisiert werden. Hierfür ist das Frauenförderungsteam verantwortlich.
Frauenforum
Ein Frauenforum soll als zentraler Ort der Vernetzung, inhaltlichen und methodischen Weiterbildung von Frauen dienen. Auch können Frauen in der Ortsgruppe sich hier beteiligen um Bedürfnisse und Wünsche in die Frauenförderung einzubringen. Das Frauenförderungsteam ist für die Organisation verantwortlich.
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