Trümmerfrauen: Täterinnenspuren aufdecken statt Opfermythen pflegen!
Nach der Verhüllung eines von der bayerischen Staatsregierung gesetzten Denkmals für die vermeintlichen Münchner Trümmerfrauen durch Abgeordnete der Grünen Landtagsfraktion, sind die Münchner Grünen einem Sturm von Beleidigungen, Hass und Gewaltaufrufen ausgesetzt. Nachdem der Sprecher der Grünen Jugend München via Twitter seine Solidarität aussprach, ist auch die Grüne Jugend München massiv davon betroffen.
Das kritisierte Denkmal wurde vom Freistaat Bayern in der Landeshauptstadt München gesetzt, nachdem es der Münchner Stadtrat abgelehnt hatte. Der vorherigen Ablehnung zu Grunde liegen die Recherchen des Münchner Stadtarchivs, nach denen es in München fast keine sogenannte „Trümmerfrauen“ gab. So wurden, wie in vielen anderen Städten, für Aufräumarbeiten zahlreiche bekennenden ehemalige NSDAP-Mitglieder zwangsverpflichtet und keinesfalls überwiegend Frauen.
Dazu erklärt der Vorstand der Grünen Jugend München: „Der Sturm von Entrüstung, sowie von Beleidigungen, Hass und Gewaltaufrufen zeigt die Sehnsucht danach, die historische deutsche Schuld zu verdrängen. Das bedeutet nicht, dass deutsche Staatsbürgerinnen und -bürger, die nach 1945 geboren sind eine Schuld tragen. Aber dass es unser aller Verantwortung ist, eine Wiederholung dieser unfassbaren Gräueltaten zu verhindern. Es darf nicht geleugnet werden, dass auch alle, die nicht aktiv an den nationalsozialistischen Verbrechen beteiligt waren, sich aber dem NS-Regime nicht widersetzten, zu einem gewissen Teil Mittäterinnen und Mittäter waren. Das NS-Regime wurde von der großen Mehrheit der Deutschen unterstützt – Sie wollten den Sieg des nationalsozialistischen Deutschlands, weil sie ihn für richtig hielten. Die deutsche Bevölkerung von 1933-1945 war eine Generation der Täterinnen und Täter. Das bedeutet nicht, dass jede und jeder an allem schuld sein muss, sondern dass es einen breiten mehrheitlichen Konsens gab, der die Taten des Nationalsozialismus möglich machte.
Der Mythos der Trümmerfrauen stellt eine historisch falsche Romantisierung der deutschen Nachkriegsgeschichte dar. Das Bild der „Deutschen Arbeiterinnen“, die durch die Alliierten vom Regime der Nationalsozialisten befreit wurden ist falsch. An den Aufräumarbeiten in München waren laut Stadtarchiv 1.500 Personen, davon 1.300 Männer, und zu 90 Prozent ehemalige aktive Mitglieder aus NS-Organisationen beteiligt. Völkisches und antisemitisches Gedankengut war die Grundlage des Lebens dieser Menschen. Das Denkmal als eine pauschale Ehrung der Generation, die an den nationalsozialistischen Verbrechen maßgeblich beteiligt war und bis kurz vor Kriegsende an den deutschen Endsieg glaubte, ist geschichtsrevisionistisch und nicht hinnehmbar! Statt deutsche Opfermythen zu pflegen, muss den Spuren der Täterinnen und Täter nachgegangen werden. Kein Vergeben, kein Vergessen!“
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